Kirmes
Frühjahrsmarkt in Delmenhorst, Niedersachsen, Deutschland
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09.04.2016 - 13.04.2016 Frühjahrsmarkt in Delmenhorst
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Tejay
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Assistent Thorsten Janke
Bochum
Deutschland . NW
 
Avatar von Tejay
Link zum Beitrag #963260 Verfasst am Donnerstag, 07. April 2016 10:53
Themenersteller
Relax
Quelle: noz.de samstag-startet-der-delmenhorster-kramermarkt#gallery&0&0&694727

Vor dem Startschuss zum Kramermarkt am Samstag schaute sich das dk unter den aufbauenden Schaustellern um. Delmenhorst sei ein kleiner, attraktiver Markt auf dem Weg von Bremen ins Ruhrgebiet, sagen sie.

Noch sind die Schotten dicht, Pommes brutzeln nicht in der Fritteuse, es zieht kein Mandelduft in die Nasen der Flanierer und Fahrgeschäfte stehen auch still, sofern sie denn schon stehen. Drei Tage vor dem Kramermarkt geht das Leben auf den Graftwiesen einen anderen Gang. Die Besuchermassen stehen noch aus, dafür herrscht Hochbetrieb beim Aufbau. Karussells werden zusammengebaut, Verkaufsstände geschrubbt, peu à peu rollen die Wagen der letzten Schausteller heran, zum Beispiel einer mit Spanferkelbratbude am Anhänger.

Egal in welcher Stadt, die Zerstörungswut mancher ist überall gleich

Wo jeder zu stehen hat, ist genau auf einem Plan verzeichnet, der an einer Wand des Graft-Kiosks hängt . Neun Meter lang ist das Reich von Angelika und Özkan Yasar. Sie haben mit dem Platz direkt dem Bootshäuschen vermutlich den schönsten Ausblick erwischt. Zwei Mal im Jahr stehen sie hier und verkaufen bedruckte T-Shirts und Schmuck. Und Piercings aus Titan für Ohren, Nase und andere Körperteile. Frisch von der Osterwiese in Bremen eingetroffen sagt Angelika Yasar: „Bevor der Verkauf startet, muss die Front immer hochgeklappt sein, sonst werden die Lampen in der Leuchtwerbung rausgedreht oder zerstört.“ Was die Zerstörungswut mancher angeht, sei es gleich, in welcher Stadt sie sich aufhalten. 30 Städte besuchen sie im Jahr jeweils für zwei bis fünf Tage, und das seit über 40 Jahren. Wollen die Yasars beim Aufbau eine Pause einlegen, haben sie es nicht weit bis nach Hause. Das Paar wohnt in Delmenhorst. Bei ihren Reisen durch die Republik versuchen sie, sich die Rosinen rauszupicken. Besonders schätzen sie den Weihnachtsmarkt in Magdeburg – wegen des Geschäfts. „Nach Weihnachten leben wir drei bis vier Monate von unserem Verdienst, und die Kosten laufen ja weiter.“


Schon Großvater und Urgroßvater waren Schausteller

Im Leben eines Schaustellers entwickelt man ein besonderes Gespür für Orte. Man weiß, was einen erwartet. So sagt etwa der Betreiber des Musikexpress‘, Manuel Welte (36): „Delmenhorst hat einen eigenen Geruch“ – und meint damit die Schwaden der Linoliumwerke. „Ich mag Delmenhorst. Mit meinen Kindern gehe ich immer in die GraftTherme. Weit ist es ja nicht.“ Allerdings habe ihm früher das Delfina besser gefallen. Dieses Stück Stadtgeschichte ist auch ihm bekannt, schließlich ist er in das Schaustellerdasein hineingeboren worden und komme seit Jahren nach Delmenhorst. „Mein Urgroßvater stand schon auf dem Kramermarkt, und mein Großvater hat sich im Graft-Kiosk verewigt“, sagt er und meint damit die Wand, auf der Dutzende von Schaustellern seit Jahrzehnten ihre Unterschrift hinterlassen. Fast ganzjährig ist Welte mit seinem Tross unterwegs. Der Musikexpress wiegt rund 60 Tonnen. Mit dem 36-Jährigen reisen seine Familie, drei Aufbauhelfer, drei Transport- und drei Wohnwagen. Einzige Pause im Jahr ist das „Loch“ während des Sommers. „Wir wohnen nicht in Höhlen, wir haben Häuser“, ruft ein anderer dazwischen und meint damit, dass sich das Schaustellerleben eben nicht nur zwischen Wohnwagen und Fahrgeschäft abspielt. Der Osnabrücker Welte sagt: „Urlaub machen wir eigentlich nicht, Urlaub heißt für uns, zuhause zu sein und nichts zu tun.“

Schwieriges Geschäft mit Kindern

Ein paar Meter weiter stehen die Cousins Jens Müller und Edgar Rasch vor dem zweistöckigen Spiegel-Irrgarten „Crazy-Town“ und lehnen sich bequem auf eine Lkw-Ladefläche. „Delmenhorst ist ein kleiner Markt, aber sehr attraktiv auf dem Weg von Bremen ins Ruhrgebiet“, sagt Müller. Der 51-Jährige kommt gerade aus Bremen, sein Cousin aus Hagen Ostwestfalen. „In Bremen wäre ich auch gerne gewesen“, sagt Rasch. „Aber man muss sich für die Märkte bewerben und wird nicht immer angenommen.“ Dies sei auch Folge eines großen Konkurrenzkampfes. „Ein Jahrmarktgeschäft wie Crazy-Town gibt es in Deutschland etwa 50 Mal, und für die gibt es vielleicht zehn gute Standplätze“, sagt Müller. Beide führen mehrere Geschäfte: Bei Müller sind es ein Schießstand und ein Eisgeschäft. „Die Kinderschaukel habe ich dieses Jahr nicht mitgenommen. Dafür geht einfach das Geschäft zu schlecht.“ Kinder, so Müller, kämen unter der Woche kaum auf den Kramermarkt. „Das liegt auch an der Ganztagsschule“, ist sich der 51-Jährige sicher. Nach der Schule und den Hausaufgaben falle der Kirmesbesuch eben weg. Das sei schade, aber nicht zu ändern.

Die Kirmes zieht immer noch

Aber, und das sei die Hauptsache, ziehe die Kirmes generell immer noch. „Und manchmal müsse für Unterhaltung nicht einmal bezahlt werden“, sagt Müller mit Blick auf den mit Spiegeln und Hindernissen gespickten Irrgarten. „Stellen Sie sich hier hin und warten Sie. Irgendwann läuft bestimmt jemand gegen eine Scheibe.“


Zur Sache

Der Kramermarkt läuft von Samstag, 9. April, bis Mittwoch, 13. April. Insgesamt sind 120 Schausteller vertreten. Neu dabei ist eine Schokoladen-Manufaktur, der Spiegel-Irrgarten „Crazy-Town“ und „Die verrückte Farm“, ein Hindernisparcours auf drei Etagen. Wieder dabei ist unter anderem das 50 Meter hohe Riesenrad.

Der Markt beginnt am Samstag um 15 Uhr mit einer offiziellen Eröffnungsfeier. An allen anderen Tagen öffnen die Schausteller um 13.30 Uhr und schließen um 23 Uhr. Das traditionelle Höhenfeuerwerk schließt am letzten Markttag den Kramermarkt gegen 22 Uhr ab. Am Dienstag, den 12. April, wird es den traditionellen Familientag mit ermäßigten Preisen an Karussells und Buden geben.
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